Stachel-Lyrik

Vortragsabend

Getuschel, Geschnatter, von rechts und von links,
Gewusel, Gewimmel, die Lautstärke steigt,
Gelächter, Geraune, hier Zwinkern, dort Winks,
verhalten ist nur, wer zu Schweigsamkeit neigt.

„Entschuldigung! Gibt es das Schwein auch mit Erdnuss?“
Zwei Kellner im Steno. Bestellungen flirren.
„Wer hatte die Suppe?“ „Das Tofu mit Couscous?“
Es glückt ihnen schließlich, das Mahl zu entwirren.

Dann Stille! Und alles starrt gebannt nach vorn.

Wie sieht sie wohl aus, die Dozentin für heute?
Es recken sich Hälse und fragende Blicke
durchstreifen den Raum wie der Fuchs nach der Beute.
Wer leitet der Leute Gedanken-Geschicke?

Mit kraftvoller Stimme beginnt ihre Rede.
Ein zwangloser Plauderton fesselt die Gäste
des Abends, mit Bildern begleitet sie jede
Statistik, erläutert, lässt selten nur Reste
für Fragen, die sie dann vergnügt stante pede
beantwortet. Ja, dieses Thema, das Beste
seit langem, in dieser gekonnten Verede-
lung, glüht durch Synapsen und feiert dort Feste.

Dann Ende! Und alle tragen in sich fort ein kleines Korn.