Das Prinzip des Sonetten-Netzes sei hier kurz erklärt, um nicht völlige Verwirrung zu stiften. Aus technischer Sicht handelt es sich bei dem Zyklus um 28 Sonette, die kreuz und quer ineinander gewoben sind, eben wie ein Netz oder auch wie ein Teppich. Ähnlich den Kett- und Schuss-Fäden beim Weben, gibt es hier Längs- und Quersonette. Das Besondere im Aufbau ist die Tatsache, dass, wenn man alle vierzehn Längssonette nebeneinander legt, man quer aus allen ersten Zeilen wieder ein Sonett erhält, nämlich das erste Quersonett. Alle zweiten Zeilen ergeben in gleicher Reihenfolge das zweite Quersonett usw. Umgekehrt funktioniert das ebenfalls. Legt man alle Quersonette nebeneinander, kann man quer die Längssonette lesen. Durch diesen Aufbau finden sich alle Verse der Längssonette jeweils genau einmal in den Quersonetten wieder. Der stark formalistische Aufbau erzwingt natürlich erhebliche Kompromisse in Punkto Sinn und Reimnutzung. Andererseits bietet er große Herausforderungen.