Vertrauen niemals zu missbrauchen,
war anfangs absolutes Ziel,
es tat so wohl durch das zu tauchen,
was uns im Fühlen gut gefiel.
Dann kam die Zeit der großen Eile,
als jeder Tag den nächsten fraß,
danach die blanke Langeweile,
weil jeder diesen Traum vergaß.
Inzwischen sind die Stunden Regen,
der lustlos von den Scheiben rinnt.
Es lohnt sich kaum, sich zu bewegen,
weil jeder Morgen ohne Segen,
weil jeder Schritt auf stumpfen Stegen
und jeder Tageslauf im Sumpf beginnt.
Vertrauen niemals zu missbrauchen,
wir hatten alles groß gedacht,
uns niemals giftig anzufauchen,
das haben wir auch nie gemacht.
Dann kam die Zeit der hehren Mühen,
als jedes Opfer göttlich schien.
Dabei versiegte unser Glühen.
Wir ließen viele Chancen ziehn.
Inzwischen sind die Tage Kleister,
der uns verhaftet an sich hält.
Schon lange sind wir nicht mehr Meister,
schon lange nicht mehr Wunderleister,
die Zipperlein uns Plagegeister,
der eigenen und viel zu grauen Welt.
Vertrauen niemals zu missbrauchen,
was hatten wir uns doch verrannt,
wir ließen Geld und Zeit verrauchen,
sind immer wieder durchgebrannt.
Wir mussten doch das Glück erhaschen,
nicht nur gemeinsam, auch getrennt,
und kamen heim mit leeren Taschen,
manch Kissen triefend nass geflennt.
Inzwischen sind die Jahre Beize,
die ätzend riecht und dennoch nützt.
Es sind nicht mehr die Mega-Reize,
wenn du dich mir, ich dir mich spreize.
Im Kohleofen, den ich heize,
glüht alte Liebe fort und wärmt und schützt.
Das Gedicht findet sich in folgenden Kategorien:
"Allgemeine Reime", "Düster bis Stürmisch", "Liedtext", "Sonstige Zyklen"
Das Gedicht findet sich in folgenden Büchern:
"Stachels Festungspostille II"
Zu dem Gedicht liegen Noten vor:
/blaetter/Am_Anfang_war_das_Wort.pdf