In den Schacht hinein und immer tiefer,
Nur gehalten von dem Bündel Fädchen,
Senkt der Korb sich durch ein Eisenrädchen.
Er durchfährt Basalt, Calcit und Schiefer.
In den Stollen hängt ein jedes Leben,
Liegt ein jeder Kumpel in den Händen
Seines Nächsten. Würde der sich wenden -
Chancenlos erstickte unser Streben.
Halt gibt nicht allein der Stahl der Adern,
Auch wenn kunstvoll man dieselben drehte,
Ferner nicht der Druck der dunklen Tiefe.
Tatkraft, Mut, von jedem, den man riefe,
Eilend, helfend, ohne je zu hadern,
Nicht nur, wenn das Wetter schlagend wehte.
Bild: Seilschaften - Öl auf Leinwand, 50x50cm, Hans-Jürgen Höllein
Das Sonett trägt ein Akrostichon: „In Seilschaften“ ist an den Versanfängen senkrecht zu lesen. Es geht in der ersten Strophe, der These des Sonetts, um das Stahlseil, das den Förderkorb hält. Die zweite Strophe, die Antithese, handelt vom Zusammenhalt der Kumpel unter Tage. Die Conklusio in den beiden letzten Strophen greift beide Themen nochmals auf und führt diese zusammen.
Untypisch für diesen Gedichttyp, wurde kein Jambus verwendet. Der betont beginnende Trochäus lässt das rhythische Stampfen der Industriekultur wieder aufleben.