Ich dichte hiermit den Sonettenkranz
und mein Sonett der Meister steht am Schluss,
dabei war es der Start, der erste Schuss.
Von ihm aus gab ich diesem Stoff Substanz.
Sie sagen alle, so ein Kranz sei schwer
zu dichten, braucht Gefühl, Geduld und Zeit.
Ich teste das jetzt selbst, ich bin so weit!
Der Rahmen steht, dass Blatt ist nicht mehr leer.
Die Reime für den Kranz muss ich gut wählen,
muss Strophen, Hebungen und Verse zählen,
muss mal verlängern und auch mal verkürzen,
damit Sonette ineinander fließen,
ihr Ende in des nächsten Anfang gießen.
Mit ihm mag ich das Lebenswerk mir würzen.
Mit ihm mag ich das Lebenswerk mir würzen,
doch ahne ich, es ist ein schwerer Schritt.
Ich hoffe, es bring mich nicht aus dem Tritt.
Die Arbeit an dem Kranz soll nicht bestürzen.
So muss ich gute Vorsicht walten lassen.
Zu groß ist die Gefahr, dass ich versessen
und tief versunken bin, sprich: selbstvergessen.
Ich muss mich wohl dazwischen wieder fassen.
Trag ich doch Sorge nicht für mich allein.
Mitunter muss ich mich auch andern geben,
die heut und hier mit mir gemeinsam leben.
Ich teile meine Zeit daher gut ein
und spüre doch schon wieder sanftes Beben:
So will ich mich ins Abenteuer stürzen.
So will ich mich ins Abenteuer stürzen.
Doch halt! Wer fängt mich auf, wenn's nicht gelingt?
Was, wenn mein Stern, grad steigend noch, versinkt?
Sollt ich denn das Projekt nicht besser kürzen?
Bleibt bei mir, alle meine guten Geister.
Seid Musen mir, seid meines Geistes Wonne
und lasst mich ja nicht alles für die Tonne
nur schreiben, macht aus mir des Kranzes Meister.
Mit allen Wassern werde ich mich waschen,
befüll mit Zauber jeden Spruchs die Flaschen
und leg mir um die Haut des Elefants.
Aus den Phiolen werd ich manchmal nippen,
bisweilen drechsel ich's mir aus den Rippen.
Nun steh mir bei, du Muse „Eleganz“!
Nun steh mir bei, du Muse „Eleganz“!
Ganz lieb und brav darfst du ins Ohr mir säuseln.
Wenn meine Hirngewinde sich auch kräuseln,
ich wag mit dir den nimmermüden Tanz.
Erschöpfung? Gönn ihr noch ein wenig Ruhe,
bevor sie auf mich fällt wie welkes Laub.
Um mich herum verwirbelt Sternenstaub,
vielleicht auch nur der Abrieb meiner Schuhe.
Mit jedem Wirbel, jeder neuen Drehung,
erscheint mir neues „Aber“, neues „Wenn“;
ich saug's wie Bitterkeit aus Natternwurz.
So leg ich einfach los, folg der Vorsehung.
Bislang kenn ich die „Länge“ wenig, denn
was ich zu schreiben hatte, war meist kurz.
Was ich zu schreiben hatte, war meist kurz:
Egal, ob Witz, Geschichte, ob Gedichte,
stets lag es mir, in einfache, fast schlichte
Begriffe sie zu fassen. Jeder Furz
bedrängte mich, ihn lautstark auszudrücken.
Nicht nur tonal, auch textlich sollt er werden.
In wurzelwahren Worten ihn zu erden,
und meist auch in der Kürze, wollt mir glücken.
Das lyrische Geäder der Gedanken,
durchströmt mit blutgenährten, oftmals kranken
und wirren Stimmen, höher als Falsette,
verlangte Ordnung, Klarheit und Beschränkung,
verlangte Reinigung von jeder Kränkung.
Gewohnt war ich von jeher die Quartette.
Gewohnt war ich von jeher die Quartette.
Ich schreibe Verse gern im Block zu vieren.
So schaff ich es, mich nicht zu irritieren.
Für mich: Das Maß gekonnter Etikette.
Die Zahl der Strophen lässt sich leicht verändern.
Somit ist Varianz bereits gegeben.
Zudem sind Silben, die nach Spannung streben,
das Mittel aller Wechsel an den Rändern.
Da ich oft dichte, auch wenn ich schon müde,
und kurz vorm Schlaf bin, mag ichs lieber grade.
Das hilft mir sehr in meinem Ruhebette.
Die schrägen Zahlen find ich eher rüde,
dagegen sind die graden eine Gnade.
Zu ungleich schienen mir bislang Terzette.
Zu ungleich schienen mir bislang Terzette.
Wie reim ich sie, wie wähle ich das Schema?
Und wie verteile ich darauf mein Thema?
Ich kämpfte lang mit meines Kopfes Brette.
Dazu stört mich enorm die feste Form.
Gedichte zu erzwingen... diese Blässe
des staubgen Alters tötet oft Finesse.
Ich beuge mich so ungern strenger Norm.
Ich variiere daher, wo es denkbar
und sinnvoll mir erscheint, nicht nur verrenkbar,
bau Pfiffiges mit ein und nicht nur „Hurz!“
Trotzdem wird es auch mir bisweilen schal;
die Gleichheit ohne Wechsel wird zur Qual,
daher warn mir Sonette ziemlich schnurz.
Daher warn mir Sonette ziemlich schnurz.
Ich las zum Auftakt - möcht doch sein der „Renner“ -
Sonette vieler sehr berühmter Männer,
kenn ein Geheimnis nun, jedoch erst kurz.
So langsam lichtet sich vor mir der Wald,
den ich so schwer nur sah bei all den Bäumen.
Die Worte drängen, Zweifel wegzuräumen.
Allmählich wächst der Kranz, halb ist er bald.
Du fragst dich sicher, was war das Mirakel,
das ich bei den Poeten lesend fand?
Ich sah's in jedem Buch in meiner Hand.
Sie rangen alle selbst mit dem Debakel.
Ich lass den Leser noch 'ne Strophe dursten.
Doch welches Thema soll ich nun verwursten?
Doch welches Thema soll ich nun verwursten?
Bist du noch willens und noch in der Lage?
Erwartest du die Antwort auf die Frage,
was ich entdeckte? Ich werd dir was Husten!
So lies gefälligst selbst und wachse weiter!
Du glaubt, du kennst die Form und bist ihr Meister?
Ich finde um mich rum viel klugen Kleister;
nicht falsch, doch hindert er mich auf der Leiter.
Denn von der Form verbleibt, genau betrachtet,
nicht viel, nicht einmal vier-vier-drei-drei hält
in Stein gemeißelt stand - nur wenn's gefällt.
Ob Metrum, Hebung, alles was ihr achtet,
lass ich - wie große Dichter - mal links liegen.
Zu Vielem könnte ich mir Sätze biegen.
Zu Vielem könnte ich mir Sätze biegen,
und dennoch schreib ich's hier in alter Art,
halt Jambus mit fünf Hebungen parat,
verzichte auf des Walzertaktes Wiegen.
Es muss gelingen! Ich will mich bescheiden
und demütig, der Urgestalt gerecht,
ein Werk vollbringen, dass im Kern nicht schlecht,
nicht dümmlich sei. Kein Leser soll hier leiden.
Für Kurzweil tret ich ein, trotz aller Länge,
trotz Formvorgaben, sprich: Trotz all der Stränge;
und doch macht mich der Kranz ein wenig bang.
Mein Thema ist der Kranz, für sich genommen.
Ich schreibe, wie ich diesen Berg erklommen.
Doch reicht es volle sechzig Strophen lang?
Doch reicht es volle sechzig Strophen lang?
Was kann ich denn schon übers Schreiben schreiben?
Wie bringe ich dich Leser zum verbleiben?
Wie lock ich deine Seele zum Gesang?
Vielleicht verrat ich, wie ich es geplant hab,
erzähl, wie meinen Kranz ich dann befüllte,
wie viele Blätter ich beschrieb, zerknüllte,
und auch, was ich zuvor davon geahnt hab...
Den Start des Werkes nannte ich dir gerne:
Begonnen hab ich mit dem Master-Piece,
als ich in dieses Abenteuer stieß
wie ein Pirat in See zur Räuber-Reise.
Wie dieser, lass ich über manche Waise:
Der Kranz soll nicht verhungern, nicht verdursten.
Der Kranz soll nicht verhungern, nicht verdursten.
Ich schrieb daher die meisten Strophen munter
in ihrer Reihenfolge so herunter
(nicht, ohne schlechte Reime reinzupusten).
Mal sprang ich auch, so wie in mir Ideen,
doch stört's mich nicht, es macht ihn „locker-flockig“,
„hemdsärmelig“, gemischt mit „etwas rockig“.
Das „Sprunghaft“ ist ihm deutlich anzusehen.
So wie die Staustufen des Lebens liegen,
so sind auch Sprünge in jedem Sonett.
Es fällt der Fluss mitunter in sein Bett
von oben, wälzt sich sprudelnd durcheinander.
Verbindet doch die Wasser miteinander.
Er fließe vor sich hin, soll nicht versiegen.
Er fließe vor sich hin, soll nicht versiegen,
genauso wenig wie dein Interesse,
mein lieber Leser, ist doch die Adresse
des Kranzes nur dein Herz, sich dort zu schmiegen.
Nun steht er im historischen Gewand.
Ich hoffe, es fehlt dir nicht das Gewese
um „These“, „Antithese“ und „Synthese“
(von manchen auch „Conclusio“ genannt.)
Ich habe die Umarmung stets gehalten.
Nur in Terzetten wechselte ich ab
und an das Muster, um sie zu gestalten.
Die Varianz, die ich dem Werke gab,
eröffne eine Vielfalt im Gesang.
Das Dichterherz erfreue sich am Klang.
Das Dichterherz erfreue sich am Klang.
So komme ich nun schließlich an das Ende,
erscheint die Zeit vorbei für jede Wende;
allmählich ebbt er ab, der stete Drang.
Bis hierhin hab ich emsig durchgehalten,
bin ausgekommen, fast auch ohne Tricks.
Gedanklich mach ich einen tiefen Knicks
vor meiner Muse trefflichem Verhalten.
Sie stand mir bei in jeder kleinen Zeile.
Sie trug mich, ließ mich fliegen - himmelwärts.
Das Lob gebührt nur ihr, sagst du, ich kann's.
Sie sparte nicht mit Schüssen Amors Pfeile,
die mal ins Hirn mich trafen, mal ins Herz.
Ich dichte hiermit den Sonettenkranz.
Ich dichte hiermit den Sonettenkranz.
Mit ihm mag ich das Lebenswerk mir würzen.
So will ich mich ins Abenteuer stürzen.
Nun steh mir bei, du Muse „Eleganz“!
Was ich zu schreiben hatte, war meist kurz.
Gewohnt war ich von jeher die Quartette.
Zu ungleich schienen mir bislang Terzette,
daher warn mir Sonette ziemlich schnurz.
Doch welches Thema soll ich nun verwursten?
Zu Vielem könnte ich mir Sätze biegen.
Doch reicht es volle sechzig Strophen lang?
Der Kranz soll nicht verhungern, nicht verdursten.
Er fließe vor sich hin, soll nicht versiegen.
Das Dichterherz erfreue sich am Klang.