Wo wär ich heute ohne diesen Sänger?
Ich seh das Foto vor mir auf dem Tisch.
Sein Konterfei blickt lebensnah und frisch
vom Songbook her. Mein Auge hängt noch länger
an seinen Zügen. Was er denken mag?
In meinem Garten sitze ich und spiele
Gitarre, singe Lieder (ziemlich viele)
und fühle es: Das war ein guter Tag!
Ich wollte, wie auch er, wie Orpheus singen.
Nur – manchmal wünscht ich, würd ich besser klingen
und nicht wie Herbstgewitter über Dächern.
Im Traum hab ich auf Superkraft gehofft,
war Spiderman, war einer von den Rächern.
Er rührte mich, er schürte mich so oft.
Er rührte mich, er schürte mich so oft,
wenn ich in Hamm am Hauptbahnhof verweilte,
mit Golf November durch den Schneesturm eilte
und hab auf Wunder in Izieu gehofft.
Ich merkte: Selig sind nur die Verrückten.
Ich spürte: Meine Söhne geb ich nicht!
So manche Flaschenpost – bei mir: Gedicht –
die er und ich, wir zwei, in Not bestückten,
um dieses Narrenschiff herumzureißen,
war Ein und Alles zwischen allen Stühlen.
„Ich bin aus jenem Holze“, sollt es heißen
und war doch kaum mehr als – gefühlt im Loft –
im Schuttabladeplatz der Zeit zu wühlen.
Wie häufig kommt's im Leben unverhofft!
Wie häufig kommt's im Leben unverhofft!
Zur Schulzeit konnt ich Schreiben gar nicht mögen.
Ich hasste „Laberfächer“, diese drögen,
hab dafür heute lyrisch viel verstofft.
Ganz früher war ich schlank, heut trag ich Bauch.
Was hat mich nur, wer könnte solches sagen,
in dieses „Dorf“ am End der Welt verschlagen?
Wachtmeister bin ich wohl, und Kasperl auch.
Ich hasse – immer mehr – Musik, die wummert.
Es bleibt auch, nebenbei, und das schon länger,
ein Stück Musik von Hand gemacht mein Ziel.
Wer weiß, ob eine Gretel in mir schlummert?
Und bin ich nicht zu oft das Krokodil?
Wer arglos bleibt, wird Beute böser Fänger.
Wer arglos bleibt, wird Beute böser Fänger.
Der Marder nistet nur bei guten Leuten,
so wie das Füchschen, dem Gefahren dräuten.
Und schenkte doch der kleine Wiesel länger,
den Mahnungen von Reinecke Vertrauen …!
Da hilft kein Hasen- und kein Hundgebet:
Es ist nicht immer, aber oft zu spät.
Und niemand kann allein die Welt wahrschauen.
Der Wunsch, der sich in meinem Innern streitet,
der trotzig rebelliert: „Bevor ich mit
den Wölfen heule, mich im Rudel seh,
begeb ich mich gepflegt aufs Canapé.“
Ich sang sein Lied, kam wieder in den Tritt.
Sein Wort hat mich auf manchem Weg begleitet.
Sein Wort hat mich auf manchem Weg begleitet.
Er war mir damals kleinem Kamerad
mein roter Bär auf jeder langen Fahrt
und hat mein Herz und meinen Blick geweitet.
Ich wurde größer, hoffentlich auch weiser,
und traf auf meine Freundin, meine Frau.
Wenn ich auf alles, was ich habe, schau:
Welch ein glücklicher Mann! Wie er. (Nur leiser.)
Mit ihm konnt ich mein Apfelbäumchen pflanzen,
ein Riesen-Klettermax ist auch dabei.
Wenn meine kleinen Mädchen um mich tanzen,
dann hüpfen sie, wie Lulu das wohl macht.
Und immer wieder hat im Einerlei
die Stimme mich durch manche Nacht gebracht.
Die Stimme, mich durch manche Nacht gebracht,
sie ließ mir keine ruhige Minute.
Im Gegenteil, sie forderte Tribute
mit kaltem Essen in der heißen Schlacht.
Sie schenkte mir kein Achtel Lorbeerblatt,
nur Krächzen durch das viele Stimmband-Beben.
Ich träller nicht, ich singe um mein Leben
so viele Sommer schon. Bin ich zu satt?
Es bläst zur Diplomatenjagd. Der Bock
bin ich. Ich bitt und fleh: Die Waffen nieder!
Wie Kaspar bin ich, dumpf und ohne Macht.
Im tiefsten Trüben sehe ich sie wieder:
Er hat mit seinem Flammen-Zeigestock
in schweren Wettern Leuchtfeuer entfacht.
In schweren Wettern Leuchtfeuer entfacht,
so mir nichts, dir nichts Position bezogen,
sich selbst um keine Hoffnungen betrogen,
dem Schicksal frech ins Angesicht gelacht;
der Liedermacher hat mich viel gelehrt
von Tyrannis, doch auch von Sommermorgen.
Die Zeit auf Erden kann man sich nur borgen.
Das Ende der Saison bestimmt den Wert.
Es hilft, bei aller Liebe, die uns leitet,
nicht immer, wenn man nur zusammen weilt.
Die Uhr, Viertel vor Sieben grad noch, eilt
und drängt mich fordernd fort in meinem Frust.
Ich hab mir - „Schade, dass du gehen musst“ –
den Einhandsegler für das Meer bereitet.
Den Einhandsegler für das Meer bereitet,
die Schot in fester Hand, das Segel dicht,
verlasse ich den kleinen Hafen. Gicht,
die sich vom Wind gepeitscht auf Deck verbreitet,
taucht alles rings umher in Weiß. Wie über
den Wolken rast mein Dinghy hart am Wind.
Die Brandung zeigt mir deutlich, was wir sind:
Nur lauter arme, kleine Würstchen. Drüber
zu sinnen schärft den Mut und den Verstand.
Der Sturm schlägt zu, bis er sich wieder legt,
der Wind geht allezeit über das Land,
schleift Stein zu Sand. Und manches Mal, da fallen
mir Bilder ein. In tiefem Brausen hallen
die großen Fragen, was auch mich bewegt.
Die großen Fragen, was auch mich bewegt:
Ich liebe dich! Doch sag, liebst du mich auch?
Man steht im Leben oftmals auf dem Schlauch,
fällt manchmal wie ein Baum und manchmal regt
sich Widerspruch: „Und nun fängt alles das
nochmal von vorne an? Kannst du begreifen:
Auf die Ballade würd ich gerne pfeifen!“
Kurzum: Mal bleibt man trocken, mal wird's nass!
Am Zeugnistag kommt keiner je vorbei.
Mitunter denk ich, wär es auch so weit,
mein Testament im Haus am Meer zu schreiben.
Ich schau auf meine Zettel, lass es bleiben,
bin endlich für die große Frage frei:
Was schreib ich an die Mauern meiner Zeit?
Was schreib ich an die Mauern meiner Zeit?
Besteht die Chance, dass Texte überdauern?
Den Kritikern, die ohne Gnade lauern
tut sicher kein Gezeter jemals leid.
„Ich glaube nicht, so 'n ganz und gar abscheulich-
es Lied, so 'n Abgesang der Welt ist Kunst!
Kein Schiff im Kerzenmeer, nur Feuersbrunst
verheißt uns dein Gestammel.“ Aber neulich
verschloss ich Menschenjunges meine Ohren
und Augen, horchte tief in mich hinein.
Schon immer wollte ich Mannequin sein,
doch das verschweig ich besser vor den Toren.
Ich frag mich seit 'ner Weile schon hienieden:
Wo liegt das Paradies? Und wann ist Frieden?
Wo liegt das Paradies? Und wann ist Frieden?
Wenn ich betrunken bin, weiß ich's genau!
Doch wie vor Jahr und Tag werd ich nicht blau.
Genau wie er muss ich auch ganz entschieden
nicht saufen, um dies Glücksgefühl zu greifen.
Durch Kati und durch Sandy aufgewühlt
hab ich mich selber manchmal so gefühlt
und lernte: Auch in Tränenaugen reifen
die Träume auf dem Weg durchs Jammertal.
Lass Liebe auf uns regnen und, egal
was kommen mag, egal was jemals war,
ich denke: Ja, es war ein gutes Jahr
mit ihm, der meine starre Welt bewegt.
Er hat sie bis in kleinste Teil zerlegt.
Er hat sie bis in kleinste Teil zerlegt,
gewartet und geölt, so dass das Lied
der Spieluhr, wenn man sanft am Bändchen zieht,
erklingt und dich durch alles Dunkel trägt.
Du weißt, es ist doch ein friedlicher Ort,
wo freundliche Gesichter Lächeln schenken,
ist gute Nacht, wenn Freunde an dich denken,
und fern von dir bleibt jedes böse Wort.
Egal ob Spieluhr, Klampfe, Chor, Posaunen:
Alles ist gut! Musik macht Seele satt!
Mit uns sind Musikanten in der Stadt
und hinterlassen freudiges Erstaunen.
Doch er, nicht ich, bringt einen Saal zum Sieden.
Vom Alter her ist er mir sehr verschieden.
Vom Alter her ist er mir sehr verschieden,
mit Vater fast begann sein Lebenslauf.
Er stieg schon mal mit einer Nonne auf
und hat wohl kaum ein Rampenlicht gemieden.
Ganz bodenständig dennoch, keine Schoten
hat man zu diesem Chansonnier vernommen.
Schon früh ist ihm die Einsicht aufgekommen:
„Die Blitzlichter machen uns zu Idioten!“
Hab ich sein „What a lucky man you are“
gehört, war klar, dass Liebe alles ist
und Gänsehaut zog mir, trotz allem Zwist,
der manchmal nagte, tief ins kleinste Haar.
Zwar ist er Kind aus einer andren Zeit,
doch heute noch der Bruder als Geleit.
Doch! Heute noch der Bruder als Geleit,
der mich mein ganzes Leben stetig prägte,
der da war, als ich manchen Steg zersägte,
er machte mich für diese Welt bereit.
Verzeih, wenn das zu abgehoben klingt,
ich konnte mich in Vielem in dir finden,
Gedankenfäden an die deinen binden.
Darum bin ich es, der dich nun besingt.
In Liebe und Respekt hab ich gedacht,
aus Dankbarkeit erlaub ich mir das „Du“,
dann schließ ich dieses Kranzkapitel zu
und sag: „Leb wohl, adieu und gute Nacht!“
Doch auch im Ende hallt das Echo länger:
Wo wär ich heute ohne diesen Sänger?
Wo wär ich heute ohne dich, mein Sänger!
Wo wär ich heute ohne diesen Sänger?
Er rührte mich, er schürte mich so oft.
Wie häufig kommt's im Leben unverhofft!
Wer arglos bleibt, wird Beute böser Fänger.
Sein Wort hat mich auf manchem Weg begleitet,
die Stimme mich durch manche Nacht gebracht,
in schweren Wettern Leuchtfeuer entfacht,
den Einhandsegler für das Meer bereitet.
Die großen Fragen, was auch mich bewegt:
Was schreib ich an die Mauern meiner Zeit?
Wo liegt das Paradies? Und wann ist Frieden?
Er hat sie bis in kleinste Teil zerlegt.
Vom Alter her ist er mir sehr verschieden,
doch heute noch der Bruder als Geleit.
Das Gedicht findet sich in folgenden Kategorien:
"Grüße an die Menschen", "Heiter bis Wolkig", "Sonetten-Kranz"
Das Gedicht findet sich in folgenden Büchern:
"Stachels Festungspostille III"