Meine kleine Welt versinkt
in der Flut der
Coronahilflosigkeit.
Auf meiner Rettungsinsel die
langsam die Luft verliert
treibe ich im Meer
der Luxusprobleme.
Das Radio erzählt von
einem Opa
dessen fünfjähriger Enkel
noch nie in seinem kurzen Leben
unbeschwert
auf einem Karussell fahren konnte
weil die Kirmes nun zum zweiten Mal ausfällt.
Ich frage mich wie vielen
Kindern auf der Welt unbewusst
ist dass es überhaupt Karussells gibt.
Ich höre von
Kindern
die nicht mehr wissen
wie man draußen spielt
und die an
Bewegungsmangel leiden
weil sie nicht den ganzen Tag
auf der Suche nach Rohstoffen
Müllberge erklettern müssen.
Ich höre von
Künstlern
im Öffentlich-Rechtlichen
die ein Quasi-Berufsverbot erleiden
weil sie ohne
Publikum und Applaus arbeiten müssen
und die nicht einmal vor anderen
politisch Inhaftierten gastieren dürfen.
Ich höre von
Gastleuten
die viel mehr
Probleme damit haben
die gekauften Zutaten vor Ablauf zu verwerten
als damit dass
wegen zusammengebrochener Infrastruktur
Dürren und kaputt-subventionierten Märkten
keine Waren zu haben sind
geschweige denn Kunden die sie sich leisten könnten.
Ich höre von
Aktionären
die zur Video-Generalversammlung
keinen vorherigen Antrag einreichten und
nun kein Gehör finden
sondern stumm
über die Höhe ihrer Tantiemen abstimmen müssen.
Wahrlich – geht es uns schlecht!
Ich höre nicht von
der Zeit
die ich spare um
vielleicht heute noch
ein Apfelbäumchen zu pflanzen.
Ich höre von
Kindern
deren Jugendheim
die Besucherzahlen begrenzt
und die mit
ihrer Zeit nichts anzufangen wissen
weil ihre kleinen Hände
nicht von früh bis spät
Kleider nähen müssen.
Ich höre von
Rentnern und -innen
die nicht mehr in ihren
gewohnten Bahnen wassertreten können
und nun Jahre
ihrer Lebenserwartung einbüßen werden
weil sie nicht vor
Lampedusa kentern durften.
Ich höre von
Menschen allen Alters
die verkümmern
weil sie keine
Clubs und Partys mehr befeiern dürfen
obwohl die Gebäude doch
gar nicht befeuert wurden und
ausgebombt vor sich hin schwelen.
Ich höre von
Heiratenden
die totunglücklich sind
weil zu ihrem Fest
keine Bombenstimmung entstehen darf
ganz im Gegensatz zu der
syrischen Hochzeit die
unverhofften Besuch
von einer freundlichen Drohne erhielt.
Im Fernsehen klagt
ein Jungschütze
von der Bitterkeit auch
in diesem Jahr kein König werden zu können.
Ich denke an die Kinder, die
keiner fragt, ob sie die Waffe
in ihren Händen benutzen wollen und die
schießen müssen um zu überleben.
Wahrlich – wir leben in düsteren Zeiten.
Und auf der dunklen Seite der Macht
wohnt die Ignoranz!