Düstere Verflechtungen

ein Sonetten-Netz


1. Abschied eines Staatenlenkers

Ich bin in meinem Leben weit gekommen.
Revolutionen habe ich gelenkt.
Manch Gegner wurde auf mein Wort gehenkt.
Im Land hat man mein Credo übernommen.

Im Rückblick war der Tod mir wohl gewogen.
Mal kam er nah, doch stets zog er vorbei.
Wen er sich nahm, das war mir einerlei.
Ich hab ihn manchmal, glaube ich, betrogen.

Jetzt greift Freund Hein ganz zärtlich meine Hand.
Er deutet auf den Weg, der vor mir liegt.
Was hält mich noch? Warum will ich nicht gehen?

Ich kenn das Ziel, doch kann ich es nicht sehen.
Es zerrt an mir, zerreißt das dünne Band.
Jetzt weiß ich es: Mir fehlt wer, die mich wiegt.

2. Ungeduld

Pokale türmen sich auf dem Regal.
Auch ein paar Orden hat man mir verliehen.
Verpasste habe ich mir nie verziehen.
Ich lebe nicht nur, ich bin ein Fanal.

Wer könnte dieses Glücksgeschick beenden?
Mein Herz schlägt schneller, wenn ich daran denke.
Ich freu mich über jede Art Geschenke,
weshalb es mich mitunter treibt zu spenden.

Ich bin bereit, den nächsten Schritt zu wagen.
Wir sehen, so in drei bis sieben Tagen,
ob auch mein neuer Coup mir glücken will.

Noch liegt die Frucht des Plans in dichtem Schleier.
Das Warten geht mir langsam auf die Eier!
Man sieht es mir nicht an. Ich bin ganz still.

3. Schierlingsbecher

Medaillen hängen an der Wand. Egal
weshalb die Massen „Hoch“ und „Vivat“ schrien.
So viele ließ ich vor mir niederknien
und dennoch weiß kein Mensch um meine Qual.

Ich trage nichts als Zittern in den Händen,
drum greife ich mir einen dieser Tränke.
Was er auch anstellt, wichtig ist, ich lenke
Geschichte, damit lass ich es bewenden.

Nun geht es einem Großen an den Kragen.
Ob dann die Leute Hehres von mir sagen?
Die Fragen schmerzen mehr als jeder Drill.

Und über mir kreist, einsam noch, ein Geier.
Ich habe viel bezahlt. Ich bin ein freier,
ein stolzer Mensch, der kraftvoll sagt: Ich will!

4. Gezeitenwechel

Wie sehr man meine Kindheit hat genommen,
wie sehr sich meine Sonne hat gesenkt,
ich stehe hier und hatte es verdrängt.
Mein Mut versiegt, ich fühle mich beklommen,

denn alles, was mich ausmacht, ist verlogen.
Ich schlucke schwer und dennoch: Ich verzeih
das Schicksal. Alles andre geht vorbei.
Jetzt werden neue Saiten aufgezogen!

So trete ich gefasst bis an den Rand.
Nur wer noch aufrecht gehen kann, der siegt.
Ich hisse nun mein Banner, lass es wehen.

Wenn's mir gelingt, wird einiges sich drehen.
Der Sturm zieht drohend auf, ich halte stand!
Es soll ein jeder nehmen, was er kriegt.

5. Rückblick

Den Stolz kann mir im Leben niemand nehmen,
das einzige, was bleibt nach all der Zeit.
So manches tut mir heut unendlich leid.
Erinnerungen können ziemlich lähmen.

Ich wartete oft ab und habe lange
was mich bedrückte, tief in mir verschlossen,
bin oft auch übers Ziel hinausgeschossen.
Wenn ich dran denke, wird mir Angst und Bange!

Im Buch wird noch am Epilog geschrieben.
Der Schreiber drängt, er will mir Beine machen.
Ein Schrittchen nach dem andern, so soll's werden.

Ach, wäre doch die Ruhe mir geblieben.
Ich will nur sie, nicht hunderttausend Sachen.
Es bleibt nicht mehr, als diese Zeit auf Erden.

6. Trophäen der verstorbenen Tochter

Solange ich die Funkeldinger hab,
sind graue Fotos von vergagnen Tagen
kein Schaden für den aufgewühlten Magen.
Ich breche über niemand mehr den Stab.

Die Faust in meiner Tasche fest geballt,
behüt ich meiner wirren Welt Gedanken.
Nun muss ich nicht mehr zögern oder wanken.
Ich bin des Ritters traurige Gestalt.

Die Seiten sind vom Schicksal arg zerschlissen.
Das Letzte, was mich plagt, ist das Gewissen,
weil mich das Fotoalbum heute reut.

Ich würde gern der milden Stimme lauschen.
An ihrer Jugend will ich mich berauschen!
Ihr kurzes Leben hat mich sehr erfreut.

7. Wer zuletzt lacht

Ich nähme sie auch gerne mit ins Grab:
Die viel zu vielen ungestellten Fragen
hab ich gescheut. Ich wollte nicht versagen.
Vorbei die Zeit, dass ich als Ziel mir gab:

- Ich werde ohne Zwischenfälle alt.
- Ich will nur Glück und Lebensfreude tanken,
obwohl um mich nur wilde Reben ranken.
Die Zukunft wird von mir nun mit Gewalt

durch einen bösen Zauber jäh entrissen.
Gestalten, die jetzt Siegesfähnchen hissen,
sei nur Geduld, und noch Geduld gebeut!

Nur einer sieht, wie sie nach stolzem Bauschen
ihr Lebenselixier mit meinem tauschen:
Der Wind, der ihre Asche weit verstreut.

8. Der Meister

Profil hab ich! Kontur, nicht dunkle Schemen,
sind, was mich ausmacht! Wer wär mehr bereit
mit Mut und fester Hand in einem Streit,
zu lehren, wie die Hähne sich benehmen?

Man schlage nicht, man halte seine Wange
den Feinden hin! Verbleibend unverdrossen
sind meine Worte fest in Stahl gegossen,
geformt mit einer glühend heißen Zange

und an des Lebens Brandung aufgerieben.
Der Plan gelingt. Man hört sie lauthals lachen,
die Feiglinge, verstecken sich in Herden,

besinnungslos und stumpf in ihren Trieben.
Ich werde hart in ihre Mitte krachen,
belege sie mit allerlei Beschwerden.

9. Nero

Wer wüsste besser, was es heißt zu darben,
als einer, dessen Welt in Stücke reißt?
Hab ich gezeigt, was Ehre, Anstand heißt?
Ich spür noch, wie die Träume in mir starben

und gehe dennoch hohen Hauptes weiter.
Bezeuge ich den Wert aus dieser Lehre,
sind meine Sätze drohender als Speere.
Entschlossenheit zieht magisch an die Streiter.

Was gäb ich drum, das Ende umzuschreiben ..!
Die Feinde sollen elendig verrecken!
Ich werde lang noch nicht die Waffen strecken.

Verdorrt!! Ich unterstützte dieses Treiben
sehr lange, bringe schließlich eine Wende:
In kalten Mauern lodern auf die Brände.

10. Grenzen überwinden

Zurückzustecken und sich zu kasteien,
um endlich, in des Tunnelendes Licht,
den Lohn zu ernten nach der ganzen Pflicht,
das ist sie wohl, die höchste aller Weihen.

Wann werde ich denn endlich mal gescheiter?
Bringt Tugend mir denn wirklich Ruhm und Ehre?
Alleine trotzte ich der Erdenschwere.
Gemeinsamkeit stimmt endlich etwas heiter.

Ein wenig Hilfe, nur für kurze Frist,
mehr bleibt nicht, wenn dein Stern gefallen ist.
Es reicht noch grad, sich nicht mehr zu verstecken.

Was immer geht, es geht nicht ohne Schrecken.
Die Fertigkeiten sehr geschickter Hände
durchbrechen jedes Raumes nackte Wände.

11. Beginn der Hexenjagd

Das Leben spielt mit dir, es lässt auch Narben.
Zu treten bleibt mir dennoch leider nicht.
Es ist ein harter Schlag in mein Gesicht.
Die Schmerzen sind gemalt in grellen Farben.

Das Kartenhaus fällt bald in sich zusammen.
Es reicht mir nicht mehr, wenn ich mich nur ducke.
Erduldete den Geifer und die Spucke.
Nun lasst uns scharfen Stahl in Feinde rammen!

Das würde mir die ganze Welt bedeuten ...
Dein Fluch lässt dich erkennen, wer du bist.
Es hilft kein Zauber, Dämon, keine List.

Die Zwiebeln beißen, suchst du sie zu häuten.
entreißen Mal um Mal gedämpftes Stöhnen.
Ihr Wehgeschrei wird all das übertönen.

12. Vergeudeter Sieg

Das Training hat mich stark und hart gemacht.
Viel Zeit verging im Kampfe und im Streite,
genau wie mir der Lehrer prophezeite.
Das Elend ist des Lebens teure Pacht.

Ich will noch eine letzte Chance haben.
Nun steh ich hier und trotze allem Drucke,
verspüre heiße Ungeduld und zucke.
Ich will mich an den Schmerzensschreien laben!

Ach lasst mich noch ein wenig weiter treiben ..!
Ich fühle es, nun ist es bald so weit.
Das Totenbett steht lange schon bereit.

Ich werde sie, statt sie noch mich entleiben.
Ein letztes Bäumen zeigt mir den Triumph.
Der Widerhall in mir jedoch bleibt stumpf.

13. Erkenntnis eines Revoluzzers

Die strenge Schule hat mir viel gebracht.
Ein Jahr war ich verloren in der Weite.
Das Schicksal treibt mich, wenn ich es nicht leite,
drum hab ich's fest im Griff und halte Wacht.

Wer will sich unter Pappe schon begraben?
Mein Blick verliert sich in des Himmels ferne.
Ich denke an der Generäle Sterne.
Zahlt ihnen dreifach heim, was sie uns gaben!!!

Letztendlich bleiben nur ein Haufen Mist
und Sünden, die wir jeden Tag verdecken.
Es offenbart sich nur, was ihr schon wisst:

Der Tod wird jedem mal die Zähne blecken.
Es klopft die Zeit vorbei, nun muss ich löhnen.
Das Leben wird mich wieder mal verhöhnen.

14. Kampf oder Kind?

Wer kann die Seele so wie ich beleihen?
Nun ist es Enge, die den Weg mir weist.
Für mich sind alle Straßen dick vereist.
Den Wärmemangel kann ich nicht verzeihen!

Ich zündle und erfreue mich der Flammen.
Am Haken oben hing mal ne Laterne.
Ihr baldig Baumeln sähe ich so gerne.
Befreien wir den Sumpf, aus dem wir stammen!

Und alle Fehler, die wir je bereuten,
sind ausgebügelt bis in alle Zeit.
Mit einem Donner endet aller Streit.

Der Sieg jedoch gehört den edlen Leuten.
Ein kleiner Engel fischt nach seinem Strumpf.
Am Ende bleibt kein Schachzug mehr, kein Trumpf.

I. Vernarbte Seele

Ich bin in meinem Leben weit gekommen.
Pokale türmen sich auf dem Regal.
Medaillen hängen an der Wand. Egal
wie sehr man meine Kindheit hat genommen,

den Stolz kann mir im Leben niemand nehmen,
solange ich die Funkeldinger hab.
(Ich nähme sie auch gerne mit ins Grab!)
Profil hab ich, Kontur, nicht dunkle Schemen!

Wer wüsste besser, was es heißt zu darben,
zurückzustecken und sich zu kasteien?
Das Leben spielt mit dir, es lässt auch Narben.

Das Training hat mich stark und hart gemacht.
Die strenge Schule hat mir viel gebracht.
Wer kann die Seele so wie ich beleihen?

II. Bedrückende Wende

Revolutionen habe ich gelenkt.
Auch ein paar Orden hat man mir verliehen,
weshalb die Massen „Hoch“ und „Vivat“ schrien.
Wie sehr sich meine Sonne hat gesenkt ...

Das einzige, was bleibt nach all der Zeit,
sind graue Fotos von vergagnen Tagen.
Die viel zu vielen ungestellten Fragen
sind, was mich ausmacht. Wer wär mehr bereit,

als einer, dessen Welt in Stücke reißt?
Um endlich in des Tunnelendes Licht
zu treten bleibt mir dennoch leider nicht

viel Zeit. Verging im Kampfe und im Streite
ein Jahr, war ich verloren in der Weite.
Nun ist es Enge, die den Weg mir weist.

III. Die Eiszeit des Tyrannen

Manch Gegner wurde auf mein Wort gehenkt,
verpasste habe ich mir nie verziehen.
So viele ließ ich vor mir niederknien.
Ich stehe hier und hatte es verdrängt.

So manches tut mir heut unendlich leid.
Kein' Schaden für den aufgewühlten Magen
hab ich gescheut. Ich wollte nicht versagen.
Mit Mut und fester Hand in einem Streit

hab ich gezeigt, was Ehre, Anstand heißt.
Den Lohn zu ernten nach der ganzen Pflicht,
es ist ein harter Schlag in mein Gesicht,

genau wie mir der Lehrer prophezeite:
Das Schicksal treibt mich, wenn ich es nicht leite.
Für mich sind alle Straßen dick vereist.

IV. Ende der Lehren

Im Land hat man mein Credo übernommen.
Ich lebe nicht nur, ich bin ein Fanal!
Und dennoch weiß kein Mensch um meine Qual.
Mein Mut versiegt, ich fühle mich beklommen.

Erinnerungen können ziemlich lähmen.
Ich breche über niemand mehr den Stab.
Vorbei die Zeit, dass ich als Ziel mir gab,
zu lehren, wie die Hähne sich benehmen.

Ich spür noch, wie die Träume in mir starben.
Das ist sie wohl, die höchste aller Weihen.
Die Schmerzen sind gemalt in grellen Farben.

Das Elend ist des Lebens teure Pacht.
Drum hab ich's fest im Griff und halte Wacht.
Den Wärmemangel kann ich nicht verzeihen.

V. Freitod im Feuer

Im Rückblick war der Tod mir wohl gewogen.
Wer könnte dieses Glücksgeschick beenden?
Ich trage nichts als Zittern in den Händen,
denn alles, was mich ausmacht, ist verlogen.

Ich wartete oft ab und habe lange
Die Faust in meiner Tasche fest geballt.
„Ich werde ohne Zwischenfälle alt.“
„Man schlage nicht, man halte seine Wange

und gehe dennoch hohen Hauptes weiter.“
Wann werde ich denn endlich mal gescheiter?
Das Kartenhaus fällt bald in sich zusammen.

Ich will noch eine letzte Chance haben.
Wer will sich unter Pappe schon begraben?
Ich zündle und erfreue mich der Flammen …

VI. Schicksalsgedanken

Mal kam er nah, doch stets zog er vorbei.
Mein Herz schlägt schneller, wenn ich daran denke,
drum greife ich mir einen dieser Tränke.
Ich schlucke schwer und dennoch: Ich verzeih

was mich bedrückte, Tief in mir verschlossen
behüt ich meiner wirren Welt Gedanken.
Ich will nur Glück und Lebensfreude tanken.
Den Feinden hin, verbleibend unverdrossen,

bezeuge ich den Wert aus dieser Lehre.
Bringt Tugend mir denn wirklich Ruhm und Ehre?
Es reicht mir nicht mehr, wenn ich mich nur ducke.

Nun steh ich hier und trotze allem Drucke.
Mein Blick verliert sich in des Himmels ferne ...
(Am Haken oben hing mal ne Laterne.)

VII. Man muss dem Tod auch gönnen können

Wen er sich nahm, das war mir einerlei.
Ich freu mich über jede Art Geschenke.
Was er auch anstellt, wichtig ist, ich lenke
das Schicksal. Alles andre geht vorbei.

Bin oft auch übers Ziel hinausgeschossen.
Nun muss ich nicht mehr zögern oder wanken.
Obwohl um mich nur wilde Reben ranken,
sind meine Worte fest in Stahl gegossen,

sind meine Sätze drohender als Speere!
Alleine trotzte ich der Erdenschwere,
erduldete den Geifer und die Spucke,

verspüre heiße Ungeduld und zucke.
Ich denke an der Generäle Sterne.
Ihr baldig Baumeln sähe ich so gerne!

VIII. Entschlossenheit gewinnt

Ich hab ihn manchmal, glaube ich, betrogen,
weshalb es mich mitunter treibt zu spenden.
Geschichte! Damit lass ich es bewenden.
Jetzt werden neue Saiten aufgezogen!

Wenn ich dran denke, wird mir Angst und Bange.
Ich bin des Ritters traurige Gestalt.
Die Zukunft wird von mir nun mit Gewalt
geformt mit einer glühend heißen Zange.

Entschlossenheit zieht magisch an die Streiter,
Gemeinsamkeit stimmt endlich etwas heiter.
Nun lasst uns scharfen Stahl in Feinde rammen!

Ich will mich an den Schmerzensschreien laben.
Zahlt ihnen dreifach heim, was sie uns gaben!
Befreien wir den Sumpf, aus dem wir stammen!

IX. Das letzte Kapitel

Jetzt greift Freund Hein ganz zärtlich meine Hand.
Ich bin bereit, den nächsten Schritt zu wagen.
Nun geht es einem Großen an den Kragen.
So trete ich gefasst bis an den Rand.

Im Buch wird noch am Epilog geschrieben.
Die Seiten sind vom Schicksal arg zerschlissen,
durch einen bösen Zauber jäh entrissen
und an des Lebens Brandung aufgerieben.

Was gäb ich drum, das Ende umzuschreiben!
Ein wenig Hilfe, nur für kurze Frist,
das würde mir die ganze Welt bedeuten!

Ach lasst mich noch ein wenig weiter treiben ...
Letztendlich bleiben nur ein Haufen Mist
und alle Fehler, die wir je bereuten.

X. Tribunal

Er deutet auf den Weg, der vor mir liegt.
Wir sehen, so in drei bis sieben Tagen,
Ob dann die Leute Hehres von mir sagen.
Nur wer noch aufrecht gehen kann, der siegt.

Der Schreiber drängt, er will mir Beine machen.
Das Letzte, was mich plagt, ist, dass gewissen
Gestalten, die jetzt Siegesfähnchen hissen,
der Plan gelingt. Man hört sie lauthals lachen.

Die Feinde sollen elendig verrecken!
Mehr bleibt nicht, wenn dein Stern gefallen ist:
Dein Fluch lässt dich erkennen, wer du bist.

Ich fühle es, nun ist es bald so weit
und Sünden, die wir jeden Tag verdecken,
sind ausgebügelt bis in alle Zeit.

XI. Zum letzten Gefecht

Was hält mich noch? Warum will ich nicht gehen?
Ob auch mein neuer Coup mir glücken will?
Die Fragen schmerzen mehr als jeder Drill.
Ich hisse nun mein Banner, lass es wehen.

Ein Schrittchen nach dem andern, so soll's werden.
Weil mich das Fotoalbum heute reut,
sei nur Geduld, und noch Geduld gebeut.
Die Feiglinge verstecken sich in Herden.

Ich werde lang noch nicht die Waffen strecken!
Es reicht noch grad, sich nicht mehr zu verstecken.
Es hilft kein Zauber, Dämon, keine List.

Das Totenbett steht lange schon bereit.
Es offenbart sich nur, was ihr schon wisst:
Mit einem Donner endet aller Streit.

XII. Vampirellas Henker

Ich kenn das Ziel, doch kann ich es nicht sehen.
Noch liegt die Frucht des Plans in dichtem Schleier
und über mir kreist, einsam noch, ein Geier.
Wenn's mir gelingt, wird einiges sich drehen.

Ach, wäre doch die Ruhe mir geblieben.
Ich würde gern der milden Stimme lauschen.
Nur einer sieht, wie sie nach stolzem Bauschen
besinnungslos und stumpf in ihren Trieben

verdorrt. Ich unterstützte dieses Treiben
Was immer geht, es geht nicht ohne Schrecken.
Die Zwiebeln beißen, suchst du sie zu häuten.

Ich werde sie, statt sie noch mich entleiben.
Der Tod wird jedem mal die Zähne blecken.
Der Sieg jedoch gehört den edlen Leuten

XIII. Leidenschaft

Es zerrt an mir, zerreißt das dünne Band.
Das Warten geht mir langsam auf die Eier.
Ich habe viel bezahlt, ich bin ein Freier.
Der Sturm zieht drohend auf, ich halte stand.

Ich will nur sie, nicht hunderttausend Sachen.
An ihrer Jugend will ich mich berauschen,
ihr Lebenselixier mit meinem tauschen!
Ich werde hart in ihre Mitte krachen,

sehr lange, bringe schließlich eine Wende:
Die Fertigkeiten sehr geschickter Hände
entreißen Mal um Mal gedämpftes Stöhnen.

Ein letztes Bäumen zeigt mir den Triumph.
Es klopft! Die Zeit vorbei! Nun muss ich löhnen.
Ein kleiner Engel fischt nach seinem Strumpf.

XIV. Feuerteufel

Jetzt weiß ich es: Mir fehlt wer, die mich wiegt!
Man sieht es mir nicht an, ich bin ganz still,
ein stolzer Mensch, der kraftvoll sagt: Ich will!
Es soll ein jeder nehmen, was er kriegt.

Es bleibt nicht mehr, als diese Zeit auf Erden.
Ihr kurzes Leben hat mich sehr erfreut.
Der Wind, der ihre Asche weit verstreut,
belege sie mit allerlei Beschwerden.

In kalten Mauern lodern auf die Brände.
durchbrechen jedes Raumes nackte Wände.
Ihr Wehgeschrei wird all das übertönen.

Der Widerhall in mir jedoch bleibt stumpf.
Das Leben wird mich wieder mal verhöhnen.
Am Ende bleibt kein Schachzug mehr, kein Trumpf.

Das Gedicht findet sich in folgenden Kategorien:
"Düster bis Stürmisch", "Sonetten-Netz"

Das Gedicht findet sich in folgenden Büchern:
"Stachels Festungspostille II"