Ich bin Rassist.
Wenn wir aneinander
vorbeilaufen, mache ich
die Nase zu.
Sicherheitshalber.
Du könntest stinken.
Ich weiß es nicht.
Vielleicht machst du es
umgekehrt ebenso;
völlig zu recht.
Ein bisschen neugierig
bin ich aber doch,
rieche einen Hauch
von nichts,
oder Zigarette und Vanille,
oder Alkohol und Schweiß,
oder Knoblauch und Sonnencreme,
oder ...,
freue mich über
meinen Mut.
Wenn wir aneinander vorbeilaufen,
fasse ich meinen Rucksack
fester und prüfe noch mal
den Sitz meines Portemonnaies.
Ich bin stolz
auf mein Lächeln
und darauf, die Straßenseite
nicht gewechselt zu haben.
Ich fürchte mich davor
dass mein Innerstes
offenbar wird,
meine Angst ruchbar
und der Rassist geoutet.
Ich bin Rassist,
nicht weil ich es will,
sondern weil ich
nicht anders kann.
Es ist keine Entschuldigung,
sondern eine Anerkenntnis.
Es ist kein Freifahrtschein,
sondern die Bürde als Mitglied
einer rassistischen Gesellschaft
aufgewachsen zu sein.
Es macht mich nicht
zum Opfer der Umstände.
Es macht mich zu dem,
der ich bin;
zu einem, der seine Vorbehalte
in kleinen Schritten erforscht,
ihre Grenzen und ihre
Verletzlichkeit erspürt.
Ich bin
- nicht nur, aber auch -
Rassist.
Es ist ein Teil von mir.
Und dieser Teil wird
- so ich es vermag -
kleiner.