Gott, du wundersames Wesen,
bist des Menschen Ebenbild,
bist, was selbst dem armen Sünder
weich von dessen Lippen quillt.
Manchmal braust du auf im Sturme,
tobst und wütest, drauf folgt Stille.
Doch was unterscheidet dich dann
noch vom rechten Volkeswille?
Ist dein Zorn denn wirklich heilig?
Oft hat's dich danach gereut,
„deine“ Menschen wegzuspülen,
zu versklaven „deine“ Leut.
Wie hast du es nur ertragen,
dass der Erste büßen musste
für die Gräuel seines Vaters
Pharao, der einzig wusste?
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Gott, dir wunderweisem Wesen
folgt ein Großteil dieser Welt.
Doch die meisten gern genesen
an dem andern Gott, dem Geld.
Hast du diesen Kampf verloren?
Ist der Mammon stärker schon?
Wer ihn hat bleibt ungeschoren
von dem Mord am ersten Sohn.
Als „dein“ Jesus Wechsler bleute,
trieb aus „deinem“ Tempel aus,
zog alsbald die dreiste Meute
in ein schmuckes Bankenhaus.
Seitdem ringst du mit dem Rubel
um den Hunger in der Welt.
Und der Dollar hat im Trubel
Euros Waffen nachbestellt.
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Gott, dein wunderwirkend Wesen,
hat die Menschen angefüllt.
Wohnst fortan in ihren Herzen,
bist von ihnen eingehüllt.
Und nur dort kannst du regieren,
lenkst die Schritte „deiner“ Schar.
Keiner möchte dich verlieren,
sieht er mit dem Herzen klar.
Doch das Bild der Allmacht bröckelt,
kannst ja nur was mensch auch kann.
Du wärst aller Menschen mächtig,
hieltest alle du im Bann.
Wenn man dich jedoch verlacht,
bist du deiner Kraft beraubt.
Du hast nur solange Macht,
wie auch jemand an dich glaubt.
Amen