Ein feiner Faden weht im Wind,
ich schaue näher hin.
Was ich an seinem Ende find,
ist eine kleine Spinn. ...
...
Der Faden, wenn auch noch so fein,
er trägt ein ganzes Netz;
er trotzt dem Sturm und bricht doch kein
mechanisches Gesetz.
Und niemand schaut dem Spinnsekret
bis heute in die Karten,
weil noch kein Ingenieur versteht,
wie sie verschiedne Arten
an Fäden produzieren können.
Ja, wir wären froh,
wenn wir synthetisch es gewönnen,
einfach, eben so.
Der Faden hält noch mehr als Stahl,
und klebt sogar bei Regen.
Als Baustoff wär er gute Wahl,
doch nicht für einen Degen.
...
Und so, wie diese kleine Tier
ein Kunstwerk fleißig schafft,
so dichte ich zu Gottes Zier
und hoff auf seine Kraft.
Wie auch der Spinne schenkt er mir,
was ich zum Leben brauch;
gibt Brot und Butter, Wein und Bier,
ein Bett erlaubt er auch.
Doch ohne seinen güt'gen Rat,
ja, ohne seinen Faden
wär wohl vergebens jede Tat,
das Leben für die Maden.
Und wenn mein Herr am Wegesende
lächelnd mich erwartet,
weiß ich, dass nach der letzten Wende
neues Leben startet.
...
Du Faden, könnt man denken, hast
als Sinnbild mich gemeint;
bist Lebensfaden, der als Gast
mich dieser Welt vereint.
So stark du bist, uns fällt es leicht,
dich flüchtig zu zerstören;
genau wie es im Leben reicht,
manch Warnung nicht zu hören.
Und auch als Band der Freundschaft leidest
du in rauer Zeit.
Nur wenn du starke Pfosten kleidest
spannt dein Netz sich weit.
Du Faden lenkst mir heute meinen
Sinn auf wahren Wert.
Find ich in deinem Gleichnis keinen,
läuft da was verkehrt.