Das Häschen und der Zaubertrank

Ein Häschen war den Häschern knapp entronnen
(die Füchschen wollten mehr als nur lieb spielen)
und fand im Flachs zwei braune Flaschen liegen.
Das Häschen konnt die Füchschen nicht besiegen,
im Kampfe unterläge es so vielen,
doch Freigetränke hatte es gewonnen.

Das Häschen zog und zog an einem Bügel,
der dessen Flasche Korken niederdrückte,
und endlich, nach fast aufgegebnen Mühen,
die Hasenpfötchen waren schier am Glühen,
geschah es, dass das Öffnen schließlich glückte.
So nahm das Häschen seines Schicksals Zügel.

Aus schlankem Hals des Glasgefäßes flossen
erregte Wellen seltsamen Gebräues.
Das Häschen hielt sein Näschen in die Fluten
und musste sich dann ganz besonders sputen
zu trinken. So was urgewaltig Neues;
das hatte Häschen nie zuvor genossen.

Der Trank gab Mut und Kraft, so dass die zweite
den Inhalt nochmal schneller offerierte.
Das Häschen, das die Prozedur nun kannte
und dem die Ungeduld im Pelze brannte,
verschluckte sich beinahe, doch goutierte
den ganzen Trank und rollte dann zur Seite.

So lag es sattsam mehrere Minuten
und ließ den Trank sich ins Gemütchen steigen.
Für Füchschen, die im Schutz der Mama wohnen,
wär's Zeit für gänzlich andere Lektionen,
die will es ihnen recht mit Schmackes zeigen,
springt auf, befiehlt den Pfötchen sich zu sputen.

Und just am Bau der Füchse angekommen,
der hoch an einem steilen Hang gelegen,
versinkt es ungewollt in tiefen Schlummer,
vergisst den Plan, die Welt und allen Kummer,
empfängt spontan den ungewollten Segen,
denn nun hat das Gebräu das Heft genommen.

Die Füchschen stürzen raus, wie stets verwegen,
und segeln gleich als Fellball downhill weiter,
weil sie, das Häschen übersehend, fallen,
sich dabei panisch aneinander krallen,
nicht ganz wie Lilienthal mit seinem Gleiter,
doch stetig schnell dem tiefen Tal entgegen.

Die Mutter Fuchs vernimmt den Schrei der Kleinen,
schießt raus, gewahrt das Häschen, will es schnappen,
als just zwei Wölfe, noch mit leerem Magen,
die Fänge lieber in die Fähe schlagen.
Der regungslose Körper eines schlappen
Getiers will ihnen nicht so schmackhaft scheinen.

Als spät am Abend Häschen dann erwachte,
war alles ruhig und die Höhle leer.
„Familie Fuchs ist gleich davongelaufen,
statt sich mit meiner Zauberkraft zu raufen.
Die sehe ich bestimmt so schnell nicht mehr“,
bemerkte unser Häschen keck – und lachte.

Das Gedicht findet sich in folgenden Kategorien:
"Allgemeine Reime", "Heiter bis Wolkig"

Das Gedicht findet sich in folgenden Büchern:
"Stachels Festungspostille III"