Wenn ich die Social Media durchwander,
dann fällt mir eines immer wieder auf
als roter Faden, als der Dinge Lauf:
Es gibt im ganzen Netz nicht einen Mann der
dies eine heikle Thema ewig meidet.
Im Gegenteil: Du kannst sie leicht erkennen,
die männlichen von andern Nutzern trennen;
du spürst, wie Mann sich durch die Foren leidet.
Das Thema mit Brisanz hat auch sein Gutes,
entspringt es – quasi – mitten aus dem Leben,
so lässt es sich beliebiglich verweben
mit allen andern Themen. Und Mann tut es!
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Im Forum für Gemälde und Skulpturen,
frönt mancher Mensch der Leidenschaft zum Malen
aus freier Hand, nach Fotos und nach Zahlen;
ein kleines Grüppchen schnitzt auch mal Figuren.
Und alle Nase lang vermerkt ein Mann,
er suche eine junge und adrette
Studentin als Modell, so eine nette,
für die er seinen Pinsel schwingen kann.
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Die Schule, die Latein- und Standart-Tänze
vermittelt, hat ein Gästebuch geführt
und viele, die das Tanzbein hier geführt
und einen Kurs in Teilen oder Gänze
genossen hatten, schrieben nette Worte.
Doch einer motzte über „böses Grollen“
der Partnerin, die fragte, ob er Rollen
2-Euro-Münzen in der Tasche horte.
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In einem Fachbereich für Gaumenkünste –
es geht um Nudeln, Eigenkreationen,
die sich bekanntlich auch geschmacklich lohnen,
und wie man diese walze, koche, dünste –
da äußert ein bekennender Nudist,
er habe vor der Walze viel Respekt;
wie schnell doch seine Nudel darin steckt,
wenn er mal etwas unvorsichtig ist.
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Im Umweltforum kochen die Debatten
zu Mikroplastik, zum Verbot von Tüten,
schier über. Diskussionen treiben Blüten.
Hier wirft der Gott der Zwietracht lange Schatten.
Und mitten im Tumult hat wer geschwind
gepostet, als ein Rat in aller Güte:
Ihm komme ohnehin nichts in die Tüte,
vor allem nicht, wenn die aus Latex sind.
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Auf einer Website, die mit leisen Tönen
Beziehungen in Krisen adressiert,
wo mensch besonders sorgsam moderiert,
sprich: man bestrebt ist, Paare zu versöhnen,
bekennt ein ganzer Kerl, da müsst er lachen,
weil er noch jederzeit sein Weibchen schafft,
sie glücklich macht mit seiner Manneskraft.
Man müsste hier nur tüchtig Liebe machen.
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In einer Gruppe älterer Semester
versiegt die Zeit des permanenten Strebens;
die meisten sind im Herbste ihres Lebens
und manche auch schon nahe an Silvester.
Hier werden Reiseziele diskutiert;
man mag vom Enkelkind und Hobbys sprechen,
und Zweie, dass trotz allerlei Gebrechen,
das bestes Stück noch prächtig funktioniert.
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Das Campingforum hält viel guten Rat
bereit für jene, die gern ferne Welten
mit Caravans, Mobilen und mit Zelten
bereisen; hier regiert der Geist der Tat –
und dieser Typ, der auf die Kacke haut,
er ringe ohne Angst mit großen Schlangen,
sei Kenner aller Arten harter Stangen,
der abendlich im Bette Zelte baut.
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Ich wollte mich bislang in solcher Weise
doch lieber nicht in all die Medien malen.
Die andern können meinetwegen prahlen;
da werde ich doch lieber etwas leise.
Ich mag mich dann mit dem Gedanken trösten,
dass die, die protzen, denken, dass wir glaubten,
sie hätten wirklich, was sie steif behaupten.
Und davon ab: Ich habe echt den größten
Respekt vor jenen, die das lesen müssen,
die nicht bei all den Schwänzen resignieren,
die sachlich unbeirrt argumentieren
und trotzen den behaupteten Ergüssen.